Es ist immer seltsam, sich hinzusetzen und die ersten Zeilen in einem neuen Blog zu schreiben. Immerhin bin ich keine Schriftstellerin, und die geschriebenen Worte fühlen sich manchmal komisch an, geradezu aufgesetzt. Dazu kommt, dass ich eigentlich viel lieber in Englisch schreibe – einfach, weil ich das Gefühl habe, dass ich auf Englisch Dinge viel einfacher oder auch unkomplizierter ausdrücken kann.
«Hast Du eine Homepage?» Das ist fast die häufigste Frage, die ich an meinem Stand höre. (Die häufigste dürfte sein «Ist das wirklich alles selbstgemacht?» Spoiler-Alarm: Ja, es ist.) Und um ganz ehrlich zu sein, bisher war da eher so ein verschämtes Murmeln von «Ja schon irgendwie…» «Noch nicht fertig…» «Schreibt mit lieber eine Email…» und das ist eigentlich ganz schön peinlich, wenn man bedenkt, dass ich auch schon im Web Design gearbeitet habe und vermutlich auch wieder arbeiten werde (Ich wär so gern die Website-Fee, aber das ist ein anderes Thema).
Es scheitert sicherlich nicht an meinem technischen Wissen, dass die Website immer eher so ein Nebenprojekt war. Aber ich habe da so einen ganz speziellen Freund, der mir gern auf der Schulter sitzt und mir so Sachen ins Ohr flüstert wie «Das ist nicht gut genug…» «Das darf keiner sehen…» «WENN ES NICHT PERFEKT IST, DANN…!»
Ja, was dann eigentlich? Öffnet sich der Höllenschlund und verschlingt mich? Werde ich von einem aufgebrachten Mob nachts aus dem Bett gescheucht und durch die Strassen gejagt, weil meine Pixel nicht perfekt sind? Ganz realistisch betrachtet – wohl kaum. Und dennoch ist da immer dieser Hintergedanke, dieser unsichtbare Druck, PERFEKT SEIN ZU MÜSSEN. Alles muss perfekt sein – die Bilder, die Texte, die Farben, die Schriftarten, die Auflösung, das Mobile Design, der Newsletter. Und wehe wenn nicht…
Vor kurzem bin ich 40 geworden (oder je nachdem, wann Du diesen Beitrag liest, vielleicht auch schon vor etwas länger). Und ich habe beschlossen, meinem Perfektionismus mal ein bisschen Feuer unter dem Hintern zu machen. Perfektionismus hat nämlich noch eine Schwester, die auch nicht gerade die beste Gesellschaft ist – die Aufschieberei (eleganter im Englischen: Procrastination). Und die zwei sind wirklich ein sehr effizientes Duo, wenn es darum geht, jeglichen Fortschritt aufzuhalten.
Die Sache ist, das Perfektionismus schon lange bei mir lebt UND seine Schwester zur Untermiete mitgebracht hat. Und das, ohne einen einzigen Rappen an Miete zu bezahlen. Und was macht man mit Mietern, die nicht bezahlen? Man wirft sie raus.
Ja gut, ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht – denn sie sind sehr hartnäckige Mitbewohner. Aber indem ich hier auf meiner Website nun endlich die Türen öffne, hoffe ich, ihnen schon mal ganz dezent gezeigt zu haben, dass sie so langsam ihre Koffer packen können.
Habt Ihr auch solche Untermieter? Dann schreibt es mir doch in die Kommentare.
Alles Liebe und hört nie auf, nach Wundern zu suchen –